Hein beschreibt wie der Ich damals seinen Personalausweis überreicht bekommen hat. Obwohl sein Leben als Schüler ihm immer mehr 'wie ein aussichtsloses Rennen nach einem Platz voller Bedeutung' erscheint, besteht es aus offizieller DDR-Sicht aus lauter Fortschritt. Die Überreichung des Personalausweis gehört selbstverständlich auch dazu. Das festliche Ritual wird aber so gestaltet, dass von einem Fest kaum der Rede ist: die Disko fängt schon um drei Uhr an, es sind keine richtige Freunden da, einen Komiker, der kein richtiger Komiker ist, gibt es aber schon, die DDR-Rocksongs kennt keiner, weil alle Westradio hören, und wer seinen Ausweis bekommen hat, haut sofort wieder ab.
So wie der Ich von diesem neuen Lebensabschnitt nicht besonders beeindruckt ist, ist er es auch nicht von der Überprüfungen von seinem Ausweis. Die sind andauernd, aber auch ohne konkrete Konsequenz. Und daher sieht er seinen Ausweis eher als Kommunikationsmittel mit der Volkspolizei. Jedes Gespräch, in dem der 'unsozialistisch aussehender' Ich dem Polizisten aus der DDR-Verfassung zitiert und ihn in Widersprüche verstrickt, endet aber mit dem 'überzeugenden' Satz "Nu werdende nich noch frech!".
Die kurze und pointierte Art der Geschichte und die Weise, in der das Wesen der Volkspolizei an einem scheinbar zufälligen Detail deutlich wird (die Pointe, eine überraschende Wendung) weisen darauf hin dass es sich hier auch um eine Anekdote handeln könnte. Es geht hier weniger um eine objektive, historische Darstellung; es wird ein repräsentatives Moment gezeigt. Daher würde ich diese Geschichte eher als Anekdote kennzeichnen.
Ausweisskontrolle und Überprüfung der Personalien durch einen Volkspolizisten.
Ostkreuz, Fotograf: Herald Hauswald
Zu sehen im Stasi-Museum Berlin.
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